Sprücheklopfer, durchgeknallte Poeten, Pseudo-Intellektuelle, Drogen und Alkohol
Alkohol erlaubt es, mit Konventionen einfacher zu brechen, vom Leder zu ziehen, und zwar so, wie man es ohne Alkohol nie hingekriegt hätte.. aber irgendwann - braucht - man den Rausch, und das Feingefühl wird zuerst temporär betäubt, und geht später chronisch den Bach runter.
Man ist irgendwann auch "nüchtern" nicht mehr Herr einer Situation, sondern in einer martialischen Opposition gegen die Welt. Erliegt einer blinden Raserei, dem typischen Säufer-Jähzorn, der - auch wenn der Säufer trocken ist - kaum mehr kontrollierbar scheint.
Daran erkennt man langjährige Trinker immer noch, wenn sie drei, vier Jahre trocken sind.
Dichter, Poeten und Kunstschreiber sind oft bürgerliche Privatgelehrte, Philosophen, oder gar Akademiker. Und mitnichten mehr frei umherschweifende Vagabunden oder Einsiedler:
Wir leben in Zeiten, die wieder stark zu formalen Zwängen, Sprachregelungen und enggeführten konservativen Konventionen hinneigen.
Poesie jedoch ist nicht unbedingt "intellektuell", ist mitnichten ein intellektuelles Kokettieren mit Schulwissen über Stilrichtungen, über Literaturepochen, ein Kokettieren mit der Kenntnis von Gedichtformen, Rhythmen und Metrik, oder ein Kokettieren mit Intertextualität zu bedeutenden Schriftstellern eines bürgerlichen Bildungskanons.
Wir leben, wie gesagt, in dieser extrem normativen Epoche. Leider.
Und in diesem Zusammenhang sind viele Poeten und Schriftsteller tatsächlich Akademiker. Doktoren, Professoren, haben ihr Masterdiplom ganz selbstverständlich in der Tasche.
Der moderne Kunstschreiber und der zeitgemäße Poet ist perfekt ausgebildeter Marktschriftsteller! Er will liefern. Und muß liefern, was gefällt und Umsatz macht. Der Mensch braucht etwas zu essen und zu trinken, ein Dach über'm Kopf.
Freude an der Arbeit (Dazu immer das leidige öde Schwafeln vom "Handwerk") ist zwar nicht unerwünscht. Aber keineswegs ein Symptom einer Tugend. Fleiß ist eine Tugend. Und das Ertragen von Schmerz.
Das Lustprinzip hingegen ist wieder etwas, was abstößt. Skeptisch macht.
Dort, wo das Zwangs-Korsett der Norm unerträglich bedrückend wird, doch zur unabänderlich gesellschaftlichen Forderung, da locken Drogen und Alkohol mit ihrem uralten Spiel der Ambivalenz und Illussion eines kontrollierbaren Kontrollverlustes.
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