Vom Frieden und von den Pazifisten. Von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg.


Liebe Leser.

Wir haben in unseren Tagen - bislang !! - durch das Internet, fast für jeden verpflichtend, und für die Bitterarmen unserer Gesellschaft, wenn auch begrenzt - in Bibliotheken und Internetcafes zugänglich - Zugang zu Informationsbeständen, damit auch die Möglichkeit, für uns selber aus Verknüpfung von Informationen Wissen zu schaffen, wie nie zuvor, nie.

Noch zu meiner Zeit kam es eher darauf an, sich Gedanken zu machen, sich eine persönliche Rhetotik, ja Privatphilosophie zu erschaffen, die in einem kommunizierbaren Rahmen blieb. Dazu nutzte man das Minimum an Buchwissen, verstärkt durch Zeitungslektüre, dazu ein wenig Radiosendungen und Fernsehdokus.

Alles, was unterhalb des eigenen Niveaus angesiedelt war, bezeichnete mancher gerne dann als
Stammtisch-Philosophie. Eigentlich ist doch jedes - spontane - mündliche Miteinander ein bißchen... niveaulos ??

Stammtisch-Philosophie. !! Und oft war es das auch, und nicht mehr.

Wichtiger war es, ob man als Mitmensch "in Ordnung" und Guten Willens war. Auch Kant hat bereits formuliert, daß "das Gute an Sich" schwer definierbar, kaum zu fassen sei. Doch der "Mensch Guten Willens" ist eine Kategorie, die man gewissermaßen greifen kann, ohne sich zu verzetteln.

Vielleicht war das früher einfacher, als heute. Einfacher, als in unseren Tagen, in denen durch den Infokrieg im Netz Menschen nicht nur - lustvoll und spontan- Falschmeldungen, oft auch mit dem Empfinden eines Rachebedürfnisses, rezipieren, ...

.. sondern dann doch !! .. eine giftige Natter am Busen hegen! Eine Wut konservieren, und behalten, ja geradezu pflegen. Hassen, um des Hasses willen?

Der infame "Erziehungsauftrag" , - der geschickt mit kleinen Faktenbruchstücken verknüpften Hybriden Fehl - und Falschinformationen - ist es, tiefergehende Gesprächskultur in ein unversöhnliches Streitgespräch so zu verwandeln, daß menschliche Beziehungen unterbrochen werden, und schließlich zerbrechen, und nicht nur das. 

Es soll uns grundsätzlich die Lust an der Kontaktaufnahme zu anderen Menschen in der Öffentlichkeit verbaut und verdorben werden. Wir merken ja nach und nach: Ah, hier, in diesem oder jenem Herzen wohnt bereits eine giftige politische Gesinnung, die wir nicht zu teilen vermögen ...

Wir reden hier heute über Frieden. Und über die Pazifisten. Über den Pazifismus. Es gibt im Internet unter dem Stichwort "Friedensbewegung" alle Informationen dazu. Wir - versuchen -  hier in dieser Veranstaltung jedoch eine meditative Betrachtung über die Stichworte "Frieden", Pazifismus". In ihrer Vereinbarung mit einer realistischen Betrachtungsweise.

Und zwar nach der Methode eines "Sich Gedankenmachens" - ohne all die Perfektion lückenloser Informationen, für die man ein Rechercheteam von drei Leuten einige Tage beschäftigen müßte, damit dann alles da ist.. bis hin zu Quellenzitaten, um dem eigenen Nachspüren und der Intuition Boden und Stütze zu geben. - Etwas - findet sich ja immer. Auch dann ist immer nur ein selektiver Blick auf die Fülle dokumentierter Ereignisse, Gedankenkonzepte, Quellen und nochmals Quellen möglich.

Die heutige Friedensbewegung beginnt sich in der Zeit der napoleonischen Kriege, also noch zu Lebzeiten Goethes. Aber das erste dezidierte "Manifest" einer solchen Strömung pazifistischen Gedankenguts ist Kants umfangreiche Schrift "Zum ewigen Frieden", relativ vollendet, und erschienen 1795 - ausgeführt in der Manier eines juristischen Vertragsentwurfes.  

Das 19. Jahrhundert, das große Jahrhundert, welches bereits im 18. begann, und erst im 20. aufhörte, nach dem der 1. Weltkrieg - die äußere alte europäische Kultur sozusagen - ausgezehrt und ausgebrannt hatte.

Mit der für Kant typischen Gründlichkeit, die nach Möglichkeit nichts ausließ, ist in der Schrift "Zum Ewigen Frieden" Schritt für Schritt geregelt, was Voraussetzung und Bedingung einer Ordnung innerhalb der Staaten und zwischen Staaten sein sollte, damit Kriege unmöglich werden. Davon sind in der Tat einige Anregungen bereits in Ansätzen verwirklicht.

Das führt hier in unserem Rahmen zu weit. Wichtige Gedanken in diesem Werk: Weltbürgerrecht, Menschenrecht also, absolutes Verbot der Lüge in der Politik, Abschaffung stehender Heere. Also im Prinzip der Verzicht auf Militär per se. Und eine Weltrepublik - also, ein Völkerbund - aller Staaten soll ein Ziel sein. "Abschaffung" des Kolonialismusbestrebens, und Gast - und Besuchsrecht für und in allen Nationen. Also prinzipiell offene Grenzen. Soviel zu Kants Friedensvision.


Seit Beginn des 19. Jahrhunderts, sozusagen gebündelt, und auch ein gutes Stück vorher, in der Mitte des 18.Jahrhunderts schon - da eher punktuell und noch vereinzelter - , gibt es Friedensgesellschaften. Ziele: Menschenrechte. Soziale Frage, arm, reich. Freihandel, durchlässige Grenzen, und keine Handelskriege. Abschaffung der Sklaverei. Wobei das mit der Sklaverei auch so eine Sache ist. Abhängigkeitsverhältnisse, im Abseits, im Schatten der Öffentlichkeit, auch im Gewerbe der Prostitution, der illegalen Kasernierung von Wanderarbeitern und Flüchtlingen sind überall, auch heute, einfach - da - .

Sklaverei ist, wie das Verbrechen, Treulosigkeit, Krieg, Organisiertes Verbrechen, ein Fluch - der menschlichen Gattung. Jeder Polizist kann ein Lied von singen..

Da hätten wir wieder ein "konservatives Argument" - pro Sklaverei- , was heute aber ganz aus der Mode ist: "Eine Institution legalisierter Sklaverei regelt diese unvermeidbare Sache menschlicher Natur und Eigenart, auch zum - freilich begrenztem - Wohle der Sklaven. Wenn Sklaverei verboten, damit illegal wird, leidet vor allem der Sklave, da die Sklaverei nun unsichtbar geworden, daher schamhaft verborgen, nun um ein vieles grausamer gehandhabt werden wird!" Hört sich zumindest klug an. Aber so verliefen sie, die Debatten.

Immerhin ist Sklaverei auch eine unmittelbare Folge aller Kriege. Und sei es bloß der Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen als Gegenleistung für Kost und Logis. Das ist dann die mildeste Form..

Die Motive der Friedensgesellschaften und der ersten Friedenskongresse in der Mitte des 19. Jahrhunderts waren, je nachdem, eben immer noch bibel-religiöse. Und das gerade in Übersee, in den USA, wo man noch um 1600 und 1700, vor reaktionärer Unterdrückung fliehend, aus dem alten Europa auswandert war, ... während man in Europa selbst - viel stärker -  durch ethische und vernüftige Überlegungen angetrieben wurde, nicht etwa durch religiöses us- amerikanisches Pathos.

Es war ein Prinzip der Friedensgesellschaften, sich nicht in die inneren Angelegenheiten von Staaten einmischen zu wollen. Man wollte keinen Ärger, keine Revolte schüren, man wollte, weil man ja friedlich bleiben wollte, nur Vorschläge unterbreiten.

Erste Friedenskongresse einzelner, oft auch dem liberalen Freihandelsgedanken anverpflichteter Bildungsbürger und Adliger: 1843 in London, 1848 in Brüssel, 1849 ein erster größerer internationaler Friedenskongress in Paris und 1850 ein Friedenskongress in Frankfurt am Main. So ging das allmählich los. Eben, wie fünfzig Jahre zuvor bei Kants Entwurf "Zum ewigem Frieden" ging es um Vorschläge für eine Codifizierung internationalem Rechts, auf dessen Boden Friedensverträge möglich wurden, man verhandeln konnte. Ein internationales Schiedsgericht sollte zudem eingerichtet werden. Das war also keine selbstbetrunkene Sehnsuchtsbewegung, sondern hier waren handfeste, bodenständige Juristen am Werk, die gedankenklare Konzepte mitbrachten. Auf dieser Basis kamen Parlamentarier zu einer internationalen Friedensunion zusammen. Überall in Europa und auch teils in Übersee begann ein emsiges pazifistisches Wirken, ein pazifistischer Diskurs.

Bald fanden beinahe schon regelmäßige Weltfriedenskonferenzen statt, und in Bern wurde ein entsprechendes "Friedensbureau" eingerichtet und bezogen.

Die - erste - Genfer Konvention 1864 ist ein tatsächlicher und verbindlicher Erfolg dieser prinzipiell zur Sisyphos-Arbeit verurteilten Bewegungen.

Zuvor, 1863 hatte Abraham Lincoln der "Lieber Code" herausgegeben, eine Instruktion an die Truppen der Nordstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg, benannt nach dem deutsch-amerikanischen Juristen Francis Lieber, "Anweisungen für den Landkrieg". Dieser Codex hat später die Ausarbeitung des Kriegsvölkerrechts beeinflußt. Hier geht es um eine Regelung der Anwendung von militärischer Gewalt. Wir wissen, wie schwer diese Dinge einzuhalten sind, wir wissen, wie paradox das anmutet. Regeln? Für eine äußerste Eskalation gegenseitiger Gewalt? Also, soll im Krieg ein Schiedsrichter mit der Pfeife herumspringen ... aber:

Man geht, was ein bißchen an den Selbstverteidigungs-Paragraphen erinnert, einmal grundsätzlich davon aus, daß es das Ziel sein müsse, als Verteidiger einen Gegner zuerst zur Aufgabe zu bitten, wenn das nicht hilft, dann kampfunfähig zu machen, statt ihn zu töten. Gelingt das auch nicht, naja .. Und so geht das dann über zu weiteren Eskalationsschritten. Das ganze Regelwerk ist Teil eines humanitären Völkerrechts.

Die erste Genfer Konvention 1864 ist ein Abkommen, "betreffend die Linderung des Loses der im Felddienst verwundeten Militärpersonen“.

Die vier Konventionen von 1949 betreffen die Verwundeten und Kranken der bewaffneten Kräfte im Felde (Genfer Abkommen I), die Verwundeten, Kranken und Schiffbrüchigen der bewaffneten Kräfte zur See (Genfer Abkommen II), die Kriegsgefangenen (Genfer Abkommen III) und die Zivilpersonen in Kriegszeiten (Genfer Abkommen IV). Und augenblicklich drei Zusatzprotokollen.

Die Entwicklung der Genfer Konventionen ist eng verbunden mit der Geschichte des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Die Genfer Konventionen, wie auch das IKRK (Internationales Komitee vom Rotes Kreuz) selbst, haben ihren Ursprung in den Erlebnissen des Genfer Geschäftsmanns Henry Dunant nach der Schlacht von Solferino (am Gardasee, zwischen Mailand und Venedig) am 24. Juni 1859, die er 1862 in einem Buch mit dem Titel "Eine Erinnerung an Solferino veröffentlichte". Neben der Schilderung seiner Erlebnisse enthielt das Buch Vorschläge "zur Gründung von freiwilligen Hilfsgesellschaften sowie zum Schutz und zur Versorgung von Verwundeten und Kranken im Krieg."

Zu erwähnen ist hier natürlich die Genfer Flüchtlingskonvention in neuerer Zeit. 1951. "Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 28. Juli 1951." Das ganze wird 1967 noch einmal erneuert im "Genfer Flüchtlingsprotokoll".

 - Die Genfer Flüchtlingskonvention fand - in unseren Tagen - Eingang in die Richtlinie 2011/95/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Dezember 2011 über "Normen für die Anerkennung von Drittstaatsangehörigen oder Staatenlosen als Personen mit internationalem Schutz", für einen "einheitlichen Status für Flüchtlinge oder für Personen mit Anrecht auf subsidiären (das meint so etwas wie "vorläufig" / "provisorisch") Schutz und für den Inhalt des zu gewährenden Schutzes", auch Qualifikationsrichtlinie oder Anerkennungsrichtlinie genannt, legt Normen für die "Anerkennung als Flüchtling" und für den Flüchtlingsstatus fest.

Man kann sich also bereits die umfangreichen Fragebögen vorstellen ...  zurück ins 19. Jahrhundert!

Das Esperanto (mit "t") wurde erfunden, eine Kunstsprache, um einen Internationalismus, ein Weltbürgertum zu befördern. Ludwik Lejzer Zamenhof, ein jüdischer Augenarzt aus russisch Polen. Polen war bis 1914 russische Provinz.Die Sprache des Vaters war Russisch, die der Mutter Jiddisch, Polnisch war Landessprache. Er konnte zudem Deutsch und Französisch, lernte in der Schule dann Griechisch, Latein und Englisch. Er beherrschte das Hebräische, aus dem er später das Alte Testament ins Esperanto übersetzte. Eine neutrale Plansprache, mit der Ambition, eine künftige Weltsprache, eine heilende Brücke für eine nationalistisch zerstrittene Menschheit zu werden.

Das erinnert mich an die biblische Mythe des Turmbau zu Babel. Da verwirrt ja Gott den Menschen, die zu hoch bauen möchten, die Sprache, so, daß sie einander nicht mehr verstehen. Und sich dann zerstreuen, und sich in - zerstrittenen - Völkern, wie in neuen Gefäßen, neu sammelm. Um immer von Zeit zu Zeit aufeinander loszugehn. Weil sie sich "nicht mehr verstehen". Und sich nicht mehr leiden können.

Wer sich einmal mit sehr unterschiedlichen Sprachen, die nicht mehr allzu sehr einander verwandt sind, tiefergehend beschäftigen mußte, wird erkennen, daß in unterschiedlicheren Kulturen tatsächlich ganz unterschiedliche, wirklich philosophische, nämlich wertesetzende Muster ihren jeweiligen Sprachen zugrundeliegen. Eine gute Übersetzung ist nicht mit einer Übertragung von einem Zahlensystem in ein anderes, etwa vom Dualsystem ins Hexagesimalsystem und dann ins Dezimalsystem zu vergleichen. Nicht nur der Realisation des Ausdrucks muß die Übersetzung gerecht werden, sondern auch den Inhalten, der anderen Etymologie, nämlich anderen Wortbedeutungsherkünften, und schließlich den aktuellen Konnotationen! Gänzlich anderen Zusammenhängen und Mehrdeutigkeiten muß eine Übersetzung ... aber damit auch - die internationale Diplomatie selbst - gerecht werden.

Hier kommen ja die Probleme zum Tragen, die sich ergeben, wenn ein, zum Beispiel, Helmut Schmidt, aus seiner Faszination und Ergriffenheit - gegenüber der uralten chinesischen Hochkultur auch einen - für mich, aus Gründen, fragwürdigen - Respekt gegenüber dem ihm ebenso altehrwürdig erscheinenden "Kultur-Autoritarismus", wie ich ihn ironischerweise nennen möchte, entwickelt. Was ist fremde Kultur, fremde Eigenart und Philosophie, was ist fremde Identität? Und was ist schlicht ein international verbindlich zu verurteilendes Unrecht? (Helmut Schmidt, sinngemäß, in einer Talkshow, bei Beckmann, im Jahr 2014: "Menschenrechte? Gelten ausschließlich für die Nationen, die in den Traditionen einer europäischen Kultur begründet sind!")

Das "Spiel des Krieges". Man versuchte also, - wenigstens - Spielregeln aufzustellen. Die Diplomatie voller auszuschöpfen! Einen Völkerbund zu gründen. Wer darf an bewaffneten Auseinandersetzungen teilnehmen, wer nicht? Ist ein Partisanenkrieg zu verurteilen? Ist eine Untergrund-Armee gegen eine Besatzung illegal? Dürfen Fremdenlegionäre in regulären Militäreinheiten anderer Länder dienen? Und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen? In der - Französischen - Fremdenlegion sind Legionäre aufgrund ihrer Herkunft freigestellt, wenn die Legion gegen deren Herkunftsländer Krieg führt.

Dann: Die Zivilbevölkerung! Sie wird durch die Modernisierung des Krieges nicht einfach nur vermehrt in Mitleidenschaft gezogen, sondern beteiligt sich selbst als Partisanen oder im Widerstand gegen Fremdherrschaft, wird als Geisel genommen, schließlich im Artillerie- und Raketenbeschuß und Bombenkrieg komplett in Kriegshandlungen einbezogen. Darf das sein? Was ist erlaubt? Sollte nicht wenigstens das Militär allein das gegnerische Militär bekämpfen?

Die reguläre Kriegsberichterstattung kommt auf, es beginnt im Krimkrieg, 1850. Einsatz der Photographie. Roger Fenton, der erster Auftrags-Photograph überhaupt, dokumentiert die Folgen des Artillerie-Beschuß. Erste Aufnahmen von Kriegstoten im Sardinienkrieg, 1869. Eine realistischere Fern-Wahrnehmung des Krieges wird der Phantasie der Zeitungsleser ermöglicht, ohne daß diese selbst, physisch, von den Ereignissen betroffen sind.

Humanitäre Organisationen
werden begründet und wachsen zu nicht mehr wegzudenkenden Institutionen heran, die versuchen, die Auswirkungen kriegerischer Gewalt zu mildern. Wir erinnern uns: Das Rote Kreuz wird von Henry Dunant ins Leben gerufen, dem schweizerischen Geschäftsmann (Kolonialwaren, Außenhandel) und von Gustave Moynier, einem Juristen.

Nicht zu vergessen ist hier auch Florence Nightingale. Sie war eine gottesfürchtige, religiöse Frau. Aus dem englischen Großbürgertum. Krimkrieg. Großbritannien, Frankreich, Türkei gegen Rußland. Blutig, verlustreich. Moderne Waffen. Oktober 1854, Gründung Militär-Lazarett in Scutari am Bosporus, ein Stadtteil in Istambul. Was sonst, wenn wir das Männerbild dieser Zeit bedenken, schlägt dieser Frau, bevor ihre Arbeit Anerkennung erhält, anderes entgegen, als pure Ablehnung. Unter der Pflege der Frauen sterben, fast erwartbar, deutlich weniger Soldaten, als zuvor...

Vor 1879 werden in Oxford keine Frauen in Studiengänge aufgenommen. Und erst 1920 dürfen Frauen akademische Abschlüsse machen. Da Florence Nightingale unverheiratet bleibt und sich mit aller Hingabe engagiert, wird sie zu einer Identifikationsfigur für - alle -  weltanschaulichen Richtungen. Konservative schätzen den Opfersinn und den Dienst am Vaterland, Femministinnen schätzen ihr Selbstbewußtsein und ihre Unbeugsamkeit, Sozialisten schätzen ihre tätige Anteilnahme und ihre Artikulation sozialer Mißstände, Mißstände, verfilzt mit einer zähen Bürokratie, die nicht hilft. Es werden Krankenpflegeschulen gegründet, die "Nightingale Schulen".

Auch die 1710 als Pesthaus gegründete Charitee, in Berlin, ab 1727 ist sie ein Militärlazarett, entwickelt sich, im Laufe des 19.Jahrhunderts, zu einem wissenschaftlichen Universitätsklinikum. Dort wurden viele Ärzte ausgebildet, die später in Lazaretten an der Front ihr Wissen weitergaben und selbst erfahrungstechnisch erweiterten.

Bertha von Suttner (geborene Gräfin Bertha Kinsky von Wchinitz und Tettau) gründete mit Alfred Hermann Fried gemeinsam 1892 in Berlin die Deutsche Friedensgesellschaft. Hier kommt dann auch schon der erste Friedensnobelpreis ins Spiel. 1905 wurde Bertha von Suttner und 1911 Alfred Hermann Fried der Friedensnobelpreis zuerkannt, den der mit von Suttner befreundete Wissenschaftler Alfred Nobel zuvor gestiftet hatte. Auch Dunant 1901, für die Gründung der Organisation des Roten Kreuzes und das Berner Friedensbüro 1902 erhielten einen der ersten Friedensnobelpreise.

Es kommt noch im 19. Jahrhundert 1899 auf der Haager Friedenskonferenz zu den ersten Völkerrechts-Verträgen, den Grundregeln für die
Kriegsführung. Die Haager Landkriegsordnung. Den Haag wird später zum Sitz des Internationalen Strafgerichtshofes.

Jeder Selbstverwalter (in der Presse "Reichsbürger" genannt) und BRD-Verneiner kennt sie heute, Wort für Wort, die Haager Landkriegsordnung, weil er den Zwei Plus Vier Vertrag nicht als Friedensvertrag anerkennt, um hierdurch einen juristischen Handlungs-Spielraum zu erlangen: Etwa, um keine Steuern mehr an die verhasste BRD zu zahlen und eigene Ausweise und ähnliche Dokumente herstellen zu können.

Solche Handlungen, wie zum Beispiel die eigensinnige Produktion amtlicher Dokumente, etwa Ausweispapiere, Führerscheine, libertärer, oft deutschnational gesonnener Selbstverwalter, im Zuge einer Ablehnung der staatlichen Hoheitsrechte der Bundesrepublik D
eutschland usw. entbehren nicht einer gewissen Magie.
 
Wenn libertäre Selbstverwalter aufgrund ihrer Interpretation der Haager Landkriegsordnung sich zu ihrem eigenen Boss erklären, die Hoheitsrechte der BRD verneinen, weil sie glauben, das nach 1945 (und eigentlich bereits seit 1918) aufgrund eines fehlenden Friedensvertrages mit den Siegermächten zu können, steigen sie prinzipiell aus dem gegenwärtigen Gesellschaftsvertrag aus. Und damit letztendlich auch aus sämtlichen gesellschaftlichen Konventionen. Gut, manchen ist das nicht bewußt. Sie setzen für sich selbst - rituell - und ganz für sich allein einen absoluten Neubeginn. Allerdings ist es unpraktisch und problematisch, die Zivilisation immer wieder, möglichst individuell, und auch ganz real, immer wieder von vorne beginnen zu wollen, in dem man - ALLES - in Frage stellen will. Nicht, weil da " ja jeder kommen könnte" ... sondern weil so manche sinnvollen Entwicklungen mit der Zeit enorm ausgebremst würden, zum Schaden sämtlicher Beteiligter.

Solche Aktionen rufen uns ins Gedächtnis, daß es eben doch den rousseau'schen Gesellschaftsvertrag gibt. Daß Gesetze unter Menschen - gedankliche - Übereinkünfte sind. Die es - im Weltraum - da draußen... nicht gibt. In der naturwissenschaftlich definierten Realität gibt es weder Sitten, noch Vorschriften, noch Gesetze, noch eine Moral oder irgendein Konzept einer Ethik!
 
Gesetze und gesellschaftliche Hierachien, Eigentum, ungeschriebene Kleiderordnungen, oder die insgeheime Übereinstimmung der Gemüter, wann ein öffentliches Ärgernis oder zumindest eine Peinlichkeit vorliegt, das sind Übereinkünfte, die natürlich dann im Endeffekt mit Nachdruck, oder mit jeweils für angemessen erachteter Gewalt durchgesetzt werden.

Solche Vorgänge können, je nachdem, belustigend wirken. Sie können absurd wirken. Wenn ein Mensch sich weigert, Gesetze und auch die Konventionen, Sitten usw. zu verstehen!

Das scheint einmal gänzlich verrückt zu sein. Ein anderes Mal aber ist es Revolution. Wenn Selbstverständlichkeiten ihre Gültigkeit verlieren, und die nachdrückliche oder relativ sanfte gewaltsame Sanktionierung solcher Selbstverständlichkeiten wegfällt. Und das ist .. manchmal eben Krieg !! Im Krieg gibt es keine herkömmlichen Gesetze mehr. Und auch keinerlei Konventionen: Ganz selbstverständliche Sitten zerfallen. Oft ganz schnell. Wenn es passiert, passiert es.

Revolte und Revolution, wenn sie "wie", besser - als -  eine Naturgewalt hereinbricht, ist eine Form von Krieg. Und dann lacht man eben nicht mehr, weil - allen - scheinbaren Selbstverständlichkeiten, gedanklichen Übereinkünften, die Legitimation entzogen ist. Der Schutz, den uns die Konstruktion "Frieden" gewährt hat, ist nicht nur nicht mehr da! Es kann eine traumatisierende Erkenntnis werden, zu realisieren, daß es "Frieden" ... nie gab. Nur in unseren Häuptern und in unseren Gedanken!

Wenn wir uns Marx und Engels und den ihnen auf unterschiedliche Weise nachfolgenden Sozialisten und Kommunisten
zuwenden, ist - dort - , in dieser Gedankenwelt, die Sache mit dem Pazifismus sowieso klar. In den Zeiten vor und während des Ersten Weltkrieges ist der Soldat ein Arbeiter und letztendlich quasi-leibeigener Knecht der Oberklasse und des Adels. Ziel der Agitatoren und der Berufsrevolutionäre des "Organisierten Klassenkampfes", den Lenin bereits seit 1902 einforderte, ist eine Etablierung einer klassenlosen Gesellschaft. Einer "proletarischen Gesellschaft", weil die unterste Gesellschafts-Schicht das Fundament, den festen Boden abgeben soll, auf den sich eine entbürgerlichte und entfeudalisierte Welt zu stellen habe.

Daß in dieser Gesellschaft dann jeglicher Krieg nicht mehr stattfände, auch jede Form von Gewalt und Verbrechen ausgeschlossen sein würde, eben weil es keinen Neid aufgrund von jeglicher Auflösung von Besitz mehr gäbe, und keinen Mangel, weil jeder gleichviel Ertrag erhalte, ist einer jener typisch menschlichen gedankenlosen Implikations-Kurzschlüsse, um nicht "Dogmen" dazu zu sagen. 

Man sagte sich: Wer dann noch Verbrechen begehe, sei eben "geisteskrank". Solche jeder gedanklichen Selbstreflexion entbehrenden Unverfrorenheiten zeigen bereits die Friedensunfähigkeit kommender sozialistischer Bewegungen auf. Entweder ist es "Geisteskrankheit", oder "der Einfluß des Klassenfeindes", oder das Werk von "Spionen", Etikettierungen, die plausibilisieren sollen, wenn die eigenen Unternehmungen nichts als Armut, Terror, Gewalt und die Zerschlagung kultureller und humanitärer Institutionen zeitigen werden.

Ein Streik der "Kriegsarbeiter" auf beiden Seiten zweier, es sind bislang noch meistens zwei, Konfliktparteien, der Streik der Soldaten nämlich, würde, so glaubte man, alle Kriege beenden.

Man ist es schließlich gewohnt, den Krieg durch die Brille marxistischer Gesellschaftskritik als ein "Business der Oberklassen" anzusehen. Als die Geschäfte und der darin wirkende Geschäftssinn von Kriegstreibern, die "die Völker" belügen, um sich an künstlich erzeugten Konflikten zu bereichern. Wenn nicht gar zu erfreuen.

Jeder Konflikt wird als ein von wenigen erzeugter - künstlicher Konflikt - angesehen. Der Arme, der Proletarier, der Arbeiter, der Knecht und Landarbeiter (nicht der wohlhabende "profitgierige" Bauer freilich) wird als Kretin angesehen, die Reichen als gierige Dämonen, oft mit antisemitischer Kompomente, - und der Kretin, der keiner Fliege etwas zuleidetun kann, wird in den Kriegen der Reichen für diese Reichen ins Feld getrieben, um dort zu morden. Stets voll und ganz gegen seine eigenen Willen.

Man sollte nicht vergessen, daß das Menschenbild der Berufsklassenkämpfer eben auch, nach Beseitigung des Feudalismus und der Bourgeoisie, immer noch in den zu beglückenden Menschenbeständen, - den absolut positiv konnotierten "Massen" - , den gutherzigen, aber dümmlichen Proletarier erblicken wollte. 

Individualismus konnte die frühe radikale Linke überhaupt gar nicht denken. Dazu waren sie entweder unfähig, oder in einer - selbsterzieherischen - Haltung bewußter Verweigerung befangen.

Von einer neuen "Revolutionsarmee", und damit von Krieg, ist, obgleich es bereits den Status des "Berufsrevolutionärs" gibt, bislang nicht die Rede. Gewalt, im Kontext einer Revolution, im Kontext eines organisierten Klassenkampfes ist ja nach der eigenen Definition von Marxisten und Leninisten kein Krieg!

Der Internationalismus-Gedanke wird bald von der sozialistischen Bewegung - für die übrige Welt und für die Menschheit - so überlagert, daß er nicht mehr ohne sie gedacht werden kann. "Hoch die Internationale Solidarität der proletarischen Arbeiterklasse!" Wer kein Prolet sei, der halte sich im bourgeoisen Dünkel für was Besseres, habe Scheiße im Kopf, die man ihm herausprügeln solle.

Was schade ist, weil es in der sozialistischen Linken um eine martialische, klassenkämpferische Soldarität gegen ein indifferentes Feindbild geht, "irgendwie" gegen Gebildete, die sich im bourgeoisem Dünkel für was besseres halten, und gegen "gierige" Reiche Leute. Weltweit, international. Bis heute wird im linken Kontext ein Streben nach, und die Sorge um - wirtschaftliche Effizienz - und jedes starke wirtschaftliche Motiv gerne als "Gier" bezeichnet. Diese Sichtweise hat einen trübenden Doppelbind-Effekt. Fleißig soll der Proletarier sein. Aber eine beglückende Motivation, ein Ziel ausarbeiten, das ist verdächtig, ist konterevolutionär.

Während Hermann Alfred Fried, ein Esperanto-Unterstützer in Österreich, der mit Bertha von Suttner die pazifistische Zeitschrift "Die Waffen nieder" herausgibt, sich einer ganz anderen Idee der Internationalität verschrieben hatte, nämlich der Gründung eines Völkerbundes, auch wenn er mit dem Völkrbund, der nach 1918 ins Leben gerufen wurde, nicht sehr zufrieden war. 1891 gründete sie die „Österreichische Friedensgesellschaft“ und veröffentlichte das Werk „Das Maschinenzeitalter“. Im selben Jahr gründete Bertha von Suttners Mann, Arthur Gundaccar von Suttner, den "Verein zur Abwehr des Antisemitismus", der von Bertha unterstützt wurde. Mitglieder dieses Vereins waren unter anderem die Schriftsteller Ludwig Ganghofer und Peter Rosegger, der Komponist Johann Strauß jun., der Architekt Carl von Hasenauer und der Psychiater Richard von Krafft-Ebing. Bertha von Suttner, die noch 1911 Vorträge in USA über Feminismus hielt, dort dafür gefeiert wurde, erlebte den Kriegsausbruch 1914 nicht mehr. Sie starb noch vor Kriegsbeginn.

Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde der Bund "Neues Vaterland" ins Leben gerufen. Kurt Eisner, Eduard Bernstein und Rudolf Breitscheid, der Soziologe Ferdinand Tönnies, der Schriftsteller Gustav Landauer, Elisabeth Friederike Rotten, Frauenrechtlerin und Reformpädagogin (mit Psychologen und Sprachforscher Jean Piaget gründete sie die Montesorri-Gesellschaft) und Albert Einstein gehörten zu den Mitgliedern. Nun, man versuchte, einen schnellen Frieden zu erwirken. Elisabeth Friederike Rotten war auch Mitbegründerin der Deutschen Liga für Menschenrechte, auch hier war wieder Albert Einstein, auch Kurt Tucholsky Mitglied.

Namen sind ja bekanntlich die Wegweiser zu den Quellen. Auch dafür machen wir das. Wer weiteres Interesse entwickeln sollte, kann recherchieren. Hinter Namen verbergen sich Biographien. Lebensgeschichten. Das bedeutet: Eine Kindheit, eine Jugend, eine Zeit des Erwachsenseins. Manche nahmen ein tragisches Ende, so, wie Kurt Tucholsky, wo man nicht sicher war, ob er wirklich spontan den Freitod wählte, ermordet wurde oder ob er selbst versehentlich seine Medikamente überdosierte. Manche der bekannten historischen Persönlichkeiten erreichen ein hohes Alter, erreichen die Greisenzeit, schaffen ein Spätwerk.
 

Altsein. Alt geworden sein. Das ist dann etwas ganz anderes. Für mich war das immer erschütternd und bewegend, ganz frühe Jugendphotos mit Photos einer relativ späten Greisenzeit eines Menschen zu vergleichen. ...

Der Erste Weltkrieg freilich war eine schwierige Zeit für Pazifisten, aber lang noch nicht so schwer, wie es wohl der Zweite Weltkrieg gewesen sein muß, mit all den Diktatoren und autoritaristischen und völkermordenden Regimen, die sich nach Beseitigung der Monarchie überall breitmachen wollten. Der Kaiser rief bei Kriegsausbruch Ende 1914 "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche", das haben viele meiner Generation noch in der Schule gelernt. Es ist die SPD, die den Burgfrieden bricht. Sie stimmt dagegen: Gegen die Bewilligung neuer Kriegskredite. Bereits zum ersten Mal 1915.

Es war ja das ursprüngliche Prinzip der Friedensgesellschaften, sich nicht in die inneren Angelegenheiten von Staaten einzumischen. Der Bund Neues Vaterland tat es nun doch durch die Publikation mahnender Denkschriften. Das Prinzip war klar.

Nun kristallisiert sich heraus, was ich in meiner Definition bezüglich eines aktiven, ja aktivistischen Pazifismus definierte:

"Im Pazifismus und, begrifflich enger gefaßt, im Antimilitarismus stand die Verweigerung der Folgsamkeit gegenüber einer definitiven Obrigkeit, die Krieg befiehlt, im Zentrum der unterschiedlichen Konzeptionen. Verweigerung der Folgsamkeit gegen eine Obrigkeit, die aus purer Abgehobenheit, betreffs Elend, Zerstörung und Leid, und auch aus geopolitischem Eigennutz, etwa wegen eines wirtschaftlicher Gewinns, zugunsten fast ausschließlich der oberen Klassen, Krieg befiehlt."
 
Es gibt ja Kriege, die wie ein Spiel tatsächlich keinen Verteidiger kennen, sondern - als Herausforderung des Schicksals - von zwei Parteien, die sich gegenseitig angreifen, geführt werden. 
 
Freilich wird der einem Aggressor in irgendeiner Weise, meist auch weltanschaulich, Verbündete auf die "Naivität" derer verweisen, die "den notwendigen Präventivkrieg" irrigerweise "als Angriff fehlinterpretieren". Zu solcherlei Spielchen ist die Kunst der Rhetorik ja da, man verdreht ein bißchen die Fakten, in der Hoffnung, im Hirn der Gegner und deren Verbündeter auch die Schrauben zu verdrehen.
 
Kriege. Als Fortführung der Diplomatie mit anderen Mitteln.. wie auch immer. Man findet da sicher weitere historische Beispiele. Doch schon der Erste Weltkrieg ist ein großes Beispiel solch einer verdammten Herausforderung des Schicksals aller Beteiligten! Die Waffenindustrien wollten ihr großes Experiment, und eine Menge Spekulanten erhofften sich riesige Gewinne. Das eigentliche Kriegsnarrativ tritt fast ganz in den Hintergrund, und verschwindet schließlich.  
 

Will man einen Krieg beurteilen, ist immer die Frage wichtig: Wer ist der Aggressor, wer ist der Verteidiger, dem Krieg aufgezwungen wird? Wer trägt die Kriegsschuld?

Natürlich sagen - kriegerische - Charaktere: "Die Schuld trägt der Verlierer. Der Sieger diktiert die Geschichte. Immer. Darum muß ein Krieg gewonnen werden!" Wer so redet, macht sich durchaus ein wenig verdächtig...

Ein radikaler Pazifismus wird geneigt sein, zu behaupten: "Es gibt im Krieg nie einen Verteidiger, sondern nur einen Gegen-Aggressor. Man darf sich nicht auf das Niveau desjenigen begeben, von dem man verfolgt, unterdrückt und angriffen wird. Krieg ist kein Niveau, mit dem ein wahrhaftiger Pazifist gemein macht. Auch bewaffnete und gewaltsame Verteidigung ist Krieg. Und verzögert den Weg zum Frieden." 

Mancher Pazifist glaubt wirklich an an das Übernatürliche grenzende Becirzungskünste, einen zu allem fähigen und entschlossenen Feind zum Gespräch und zum Verhandeln bewegen zu können. Ist das realistisch ... ?

Man fühlt sich an die Geschichten der Kirche erinnert, an die "Ur-Christen", wie ein kirchliches Narrativ sie bezeichnete, die sich lieber im Zirkus Maximus oder im Colosseum von den Löwen fressen ließen, als dem Kaiser Weihrauch zu streuen. Denn ein solcher Pazifismus fordert in letzter Konsequenz das Martyrium und die Bereitschaft, sich zu Tode foltern zu lassen. Denn solches geschieht zuweilen im Krieg, oder im Rahmen der Unterwerfung einer Bevölkerung durch Diktatur oder Gewaltherrschaft, wo der bewaffnete Widerstand nicht mehr möglich ist, oder aufgegeben wird.

Im ersten Weltkrieg waren nun aber ziemlich alle beteiligten Nationen davon überzeugt, man führe einen Verteidigungskrieg. Die Staatsoberhäupter der beteiligten wichtigsten Monarchien waren alle miteinander verwandt. Es war ein typischer Fall von Schicksalsherausforderung. Und eine Riesendummheit. Denn es gab tatsächlich nicht - hier - den Aggressor und - da - den Verteidiger. Dieser Krieg war genau von jener Art, wie ihn die Pazifisten zu Recht hassen, kritisieren, verhindern wollen. Er wurde von Kriegstreibern angezettelt, die Möglichkeit der Diplomatie regelrecht ausgeschaltet und ignoriert.

Die Zivilisation, die sich in Europa anschickte, gerade auf eine höhere Stufe zu gelangen, wurde um Jahrzehnte zurückgeworfen. Der technische Fortschritt wurde vielleicht einseitig vorangetrieben. Aber das kulturelle, das soziale und menschliche Niveau, was vor einem Durchbruch stand? Der Idealismus neuer Formen der Völkerverständigung, und vieles mehr... Daran konnte, im Westen allein, nach 1945 erst, etwa Anfang der 50er Jahre, rudimentär wieder angeknüpft werden. 

Eine deprimierende Tatsache. Natürlich kann man auch argumentieren: "Es gab zuviele der reaktionären, der gewaltbereiten, faschistoiden und kulturpessimistischen Mächte, die den neuen Liberalismus zertrümmern wollten, zuviele der fanatischen Klassenkämpfer, die aus segensreichen sozialen Bewegungen Klassenkampfbünde schmieden wollten, um die Bourgeiose durch Terror zu vernichten, und es gab den uralten Antijudaismus der Amtskirchen, der sich in der Zeit nach der napoleonischen Kriegen in einen säkularen, knallhart grausamen, überall präsenten "rassischen" Antisemitismus verwandelt hatte. Und in all diese chauvinistischen Zerstörungskräfte, die noch gar nicht ihre Fratze vollständig gezeigt hatten, gab es noch eine Menge naives Vertrauen, kaum verhandene Unterscheidungs-kompetenz..."

Wir wissen, daß gerade nach dem Ersten Weltkrieg die verneinenden, sich verweigernden Mächte, egal, ob sie die Etikettierung "links" oder "rechts" im Vorzeichen führten, erst wirklich eigenständig und quasi freier zu handeln beginnen konnten, als es unter der Klammer der altehrwürdigen Tabus, dem Numen und Omen gottbegnadeter Monarchie möglich war. 

Der politische Terror sprach von Freiheit. In einer Weise, wie Mr. Hyde im Roman von Robert Louis Stevenson, aus dem Jahr 1880 etwa, sich von seinem Gewissen, personifiziert durch Mr. Jeckill befreit. Wir sehen diese Freiheit bis heute in der "Klugkeit" von Mafiapaten und Diktatoren am Werk, die, wie bereits Hitler in seinem Buch, aber auch Stalin, alle humanitären und humanistischen Bestrebungen als Gefühlduselei begreifen. Oder, wie man heute sagt, als unheilbringendes "Gutmenschentum".

Allerdings sehen die autoritaristischen Freiheitskämpfer, die zuweilen anfangs noch gegen ihr schlechtes Gewissen anstreiten, bis sie schließlich frei sind, .. wie die übrigen Psychopathen auch, wirklich "im Guten das Böse am Werk". Verweichlichung, Verstoß gegen die Naturgesetze, Schuldgefühle nach einem "Sieg", zumeist einem Verbrechen, statt den Genuß eines Triumphs usw.  

Nach dem Kriegsbeginn am 28. Juli 1914: Viele antimilitaristische Aktivisten in der Zeit des Ersten Weltkrieges, vornehmlich einige SPD-Politiker wie Kurt Eisner, Eduard Bernstein und Rudolf Breitscheid, aber auch der Vorsitzende der Deutschen Friedensgesellschaft Ludwig Quidde, der Soziologe Ferdinand Tönnies, der Schriftsteller Gustav Landauer, auch Stefan Zweig, Albert Einstein treten dem "Bund Neues Vaterland" bei. Der nach dem Krieg übrigens zu einer "Deutschen Liga für Menschenrechte" mutierte. Februar 1916 wurden alle Aktivitäten dieses Bundes verboten. Lilli Jannasch, die als Geschäftsführerin des Bundes fungierte, ging 1916 gleich mal in den Knast. Weil sie Frau war, hieß das "Schutzhaft". All das, obwohl der Bund ... am Narrativ des "Verteidigungskrieges" festgehalten hatte. Also loyal sein wollte.

Karl Liebknecht, der bereits 1907 wegen seines Antimilitarismus in Festungshaft saß, Otto Rühle, Hugo Haase, Karl Kautsky, Eduard Bernstein, Wilhelm Dittmann, Kurt Eisner, Heinrich Ströbel, Rudolf Breitscheid. Namen. Von SPD-Abgeordneten, die gegen Kriegskredite die Stimme im Reichstag erhoben. Nun, viele wurden aus der Partei ausgeschlossen. Und so kam es zur Gründung der berühmten U-SPD (gegründet vom 6. bis 8. April 1917 in Gotha.). Den unabhängigen Sozialdemokraten. Die Radikalisierung, gerade im Zuge der Revolution in Rußland, kam später.

Das Ende des Krieges 1918 wird durch die Novemberrevolution begleitet, selbige wird durch den Kieler Matrosenaufstand ausgelöst, Matrosen, denen es eben, ganz klassisch, zu dumm wird, sich aufgrund eines Ehren - und Heldencodex ohne Aussicht auf einen echten Sieg, in einem Seegefecht, verheizen zu lassen, als Vergeltung für die herankommende Niederlage. Der Niederlage der Obrigkeit. Die die Bevölkerung aber bezahlt, mit Hunger, Armut, Reparationszahlungen, Schwächung der Wirtschaft. Gebietsabtretung, und deren unmittelbare Folgen für die Ortsansässigen.

Aus dem Kieler Aufstand, dem Matrosenstreik und der November-Revolution, die er wie eine Kettenreaktion auslöste, wird später der Stoff der "Dolchstoßlegende" .. verfertigt. Die "Heimatfront" habe, aufgehetzt von xyz ... "den Truppen im Felde den Dolch in den Rücken gestoßen". Man sprach von den "Novemberverbrechern". 

Berlin: Am 9. November 1918 ruft Philipp Scheidemann (M-SPD) um 14:00 die Republik aus. „Das alte Morsche ist zusammengebrochen; der Militarismus ist erledigt“ so ein Überlieferungsbruchstück. Karl Liebknecht (U-SPD) hingegen ruft um 16:00 die sozialistische Republik aus.

Am 11. November 1918 endet der Krieg.

Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gründeten 1918 den Spartacusbund. Mit weiteren revolutionären Klassenkämpfern fusionierte man am 1. Januar 1919 zu KPD. Der kommunistischen Partei Deutschlands. Aus ihr wird nach 1945, nach dem Exisl in der Sowjetunion, einmal in der "DDR" in Zwangsfusion mit der SPD der SBZ die SED hervorgehen.
 
Januaraufstand 1919. Gustav Noske schlägt mit Freikorps, das sind privat finanzierte Armeen, wir würden heute eigentlich "Sicherheitsfirmen" dazu sagen, und Resten kaiserlicher Reichswehr unter Billigung von Friedrich Ebert den Aufstand gegen die SPD geführte Koalition aus Zentrum und Linksliberalen nieder. In Berlin wird dafür der USPD Polizeipräsident Emil Eichhorn abgesetzt. Das gilt für das ganze Reich, nicht nur für Berlin.
 

Am 6. Februar 1919 eröffnete Friedrich Ebert (M-SPD) in Weimar als Vorsitzender des Rates der Volksbeauftragten die Nationalversammlung. Philipp Scheidemann (M-SPD) wird Reichskanzler. 
 
Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg wurden im Laufe des Ge
neralstreiks, Spartacus-Aufstand genannt, bereits am 15. Januar 1919 ermordet, auch weil sie mit dem Kampf für eine Räterepubklik nicht aufgeben wollen, von Truppen der kaiserlichen Garde "Kavallerie-Schützen Division". Kurt Eisner, ein Urbayer jüdischer Abstammung, er hatte während des Novemberaufstandes die Räterepublik und den Freistaat Bayern ausgerufen, flog aus der SPD aufgrund seines Pazifismus, wurde am 21. Februar 1919 bereits ermordet, Walther Rathenau, jüdischer Abstammung, Gesinnung: Deutsch-National Sozialliberal, Außenminister, wurde am 24. Juni 1922 ermordet. Hunderte Menschen starben in den bürgerkriegsähnlichen Wirren nach Kriegsende.
 
Kurt Eisner, der sich Anfang 1919 zum Ministerpräsidenten der Freistaates Bayern proklamiert hatte, der den bayrischen König zu Abdankung gebracht hat, läßt freie Wahlen ausrufen, die er prompt verliert. Er will nun zurücktreten, im Landesparlament seinen Rücktritt bekannt geben. Auf dem Weg dorthin erschießt ihn der Rechstsextremist Graf Arco Valley. Dann wird die Räterepublik ausgerufen, die wird den Freikorps mit roher Gewalt entmachtet.
 
Walther Rathenau, drei Jahre später, war auf dem Weg ins Auswärtige Amt, und wurde von blutjungen politischen rechtsextremen Auftragsmördern, ein 20jähriger, ein 23 jähriger und ein 26 jähriger feuerten mit einer Maschinenpistole und warfen eine Handgranate. Die Motive waren plump und antisemitisch. Er war ein Liberaler. Sein Vater war Gründer der AEG, ein bedeutendes deutsches Industrieunternehmen. 
 
Rathenaus Tod zog ein Republikschutz-Gesetz nach sich, Sicherheitsmaßnahmen, und Verbot rechtsextremer politischer Hetze. Und die M-SPD und ein Teil der U-SPD fusionierten wieder zur Gesamt-SPD. Der Anlaß der Teilung war der Pazifismus eines Teils der Mitglieder im Ersten Weltkrieg.

In der nun folgenden Zeit der Weimarer Republik geht es den Pazifisten natürlich mehr und mehr um den geistigen und mentalen Kampf gegen militaritische Kräfte, die jetzt nicht mehr in die uralte amtskirchlich/ monarchistische Ordnung und Vorstellung eingebunden sind.

Ein nun überall sich ausbreitender Faschismus in Europa ist der Polizeistaat "kleiner Leute". Ihnen fehlt jede menschliche Größe. Das gilt genauso für die Entstehung der Sowjetunion. Der Kleingeist, der autoritäre Charakter wittert überall hinderliche, "schwächende" Gewissens-Vorschriften und empfindet Unbehagen gegenüber der Komplexität und Überlegenheit gebildeter Menschen. Der Diktator leidet unter Witzen, die er nicht versteht. Auch unter großzügigen Kompromissen. Der intersubjektive Ausgleich und zwischenmenschliches Mitgefühl überfordern seine Geduld. Dennoch kennt er, außer seiner Macht, kaum Ziele. Das Herbeiphantasieren seines heroischen Untergang kompensiert seine Selbsteinschätzung. Denn letztendlich fühlt, ahnt der autoritäre Charakter sein tägliches Scheitern als Politiker und Anführer. Seine Unfähigkeit, differenziert Probleme zu beurteilen, auszuhalten und mit Bedacht aufzulösen. Er kennt nur die Geschichte vom gordischen Knoten und vom Schwert.
 
Bis in die 30er Jahre haben sich in Europa in 15 Nationen totalitäre Staatsformen entwickelt. Die bekanntesten sind Italien, unter Mussolini, Spanien, unter General Franco. Portugal, unter António de Oliveira Salazar. Österreich unter Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg. Ungarn unter Admiral Miklós Horthy.

Ernst Toller, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky, Erich Mühsam, Karl Kraus, Erich Kästner, Bertolt Brecht, Friedrich Wolf, Albert Einstein, Erich Fried, Friedrich Wilhelm Foerster, Hellmut von Gerlach, George Grosz, Georg Moenius, Käthe Kollwitz, Otto Dix, Gerti Deutsch, Eva Besnyö, Ernst Friedrich  - alle warnen in Büchern, in Werken Bildender Kunst, Photographie und journalistischer Aktivität vor neuem Krieg. 1925 eröffnet in Berlin ein Antikriegsmuseum.

Bereits 1931 bereiten sich die neuen und altehrwürdigen Friedensgesellschaften auf eine künftige Arbeit im Untergrund vor. Noch bis 1929 etwa hatte man das Gefühl, daß die Demokratie durchkäme .. durch all die wirtschaftlichen Krisen, die die 20er Jahre den Menschen abverlangt hatten.

Am 10. Mai 1933, bei der großen Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten richtete sich Goebbels exakt und dezidiert gegen die Friedensbewegung. Die für ihn "gleichwertig" mit der "jüdischen Verschwörung" gegen den wahren deutschen Geist, den Geist des Krieges, des Tötens und Getötetwerdens sei. 

"Unrat und Schmutz jüdischer Asphaltliteraten“, "die die nationale Wehrhaftigkeit und die Ehre des deutschen Volkes ungestraft mit Füßen treten durften“. Der Ehrbegriff steht allzu oft dem der Menschenwürde entgegen, da Ehre letztendlich ein Synonym für Fremdbestimmung ist. Und das Höhere ist nicht ein würdiges "Höheres", sondern etwas sehr kleines und bösartiges Leitbild..

Unzählige Namen wären zu nennen, unzählige künstlerische Werke und Dokumente, Hinterlassenschaften und Vermächtnisse politischen Wirkens, wenn wir eine Geschichte der Friedensbewegung in den Zeiten des Nationalsozialismus schreiben wollten. Auch all die namenlos gebliebenen Schicksale des Stalinismus sollten hier nicht unerwähnt bleiben. Dann die Völkermorde weltweit. Vor und während des nun herankommenden Zweiten Weltkrieg. Die Singularität des organisierten, auf der Wannsee Konferenz im Januar 1942 akribisch geplanten Holocaust.

Vom neuen Menschen, vom neuen Zeitalter war am Ausgang dieser Betrachtungen die Rede. Vom "Ur". Vom Allereigensten und Eigentlichem des Menschen, seinem "Ur"-Teil, der "Eigentlichkeit", die erst zum Vorschein käme, wenn alle Überlagerungen und historischen Verkrustungen durch Sitten und Gebräuche, von Obrigkeiten und von den Vorstellungen von Geld, Anhäufen von Schätzen, Eigentumsrechten der Landesherren oder Großgrundbeseitzer beseitigt werden könnten.

Dachten die einen eher daran, daß dann per "Urvertrauen" das Gute in herkömmlich moralischer Betrachtungsweise hervorkäme, setzten andere eher auf das Böse als "das Gute". Die Triebe und Instinkte seien das wahre, aber verdrängte Gute, und diese Instinkte würden sich auf die reinste und ehrliche Weise durch den Krieg selber zeigen, der eine Notwendigkeit sei, die der menschlichen Gattung zum Überleben und zur Selbsterhaltung auferlegt sei. Nicht die Liebe "zum Weibe", sondern zum Tode, das sei "das wahrhaft Männliche Prinzip". 
 
Reformbewegungen, Romantik, Neuer Mensch, Faschismus, Alternatives Leben, frühes Hippietum versus völkische Sonnwendfeier, Olymische Völkerverständigung versus Nationalsozialistische Parteitage, wie sehr ist das doch alles aus einem Prisma der menschlichen Seele und Sehnsucht entstanden. Und schwer in seinen Ursprüngen auseinanderzuhalten..

Thomas Woodrow Wilson
, von 1913-1921 US - Präsident, erhielt für seine Bemühungen in den Verhandlungen der Nachkriegszeit den Friedensnobelpreis. Er regte die Gründung des Völkerbunds an, und sprach vom - Selbstbestimmungsrecht der Völker - . Die Formulierung ist barer Unsinn, aber für autoritaristische Staaten eine klare Sache. Jedoch: "Ein Volk" ist kein Kollektiv gleichgeschalteter Einzelmenschen, die dann über sich so entscheiden können, als seien sie - EINE PERSON -. In einem freien Volk, besser formuliert, in einer freien Bevölkerung gibt es unzählige Individuen, mit jeweils anderen Intentionen und Schwerpunkten in der Lebensführung, Lebensgeschichte, Weltanschauung, Sozialisierung, usw. Bereits das Wort "Volk" hat für freie Menschen den Beigeschmack, die Konnotation des geschlossenen "Stalls".


Der Briand Kellog Pakt, (Briand, franz. Politiker, viele Ministerien innegehabt, Kellog, us-amerik.  Jurist, Diplomat) der schließlich im Jahr 1928 geschlossen wird, 11 Erstunterzeichner, der die Grundlage eines humanitären Völkerrechts erschafft. Er ist hiermit sogar ein Abkommen zur Ächtung des Krieges allgemein, und damit, wie könnte es anders sein, der Ächtung eben des Überfalls, des Angriffskrieges. Dieses Abkommen wird dann in den Prozessen von Nürnberg immerhin eine Art Rechtsgrundlage liefern, denn gerade in Nürnberg werden neue Standards gesetzt, Präzendenzfälle konstruiert und Kriegsverbrecher nach Gesetzen bestraft, die es bei der Ausübung ihrer Kriegsverbrechen noch nicht gab (so die Kritik). Die "Russen", genauer die Sowjets verlassen nach den Hauptprozessen umgehend die Nürnberger Prozesse, allein, weil der Stalinismus mit westlichem Gedankengut, humanitären und humanistischen Rechtsauffassungen nichts anzufangen weiß, sich lieber Schauprozesse gewünscht hätte mit öffentlichen spektakulären Massenerschießungen.

Nach dem Weltkriegsende 1945 unterzeichnen 51 Nationen die UN-Charta. Sie geht über das bloße Kriegsverbot des Briand-Kellogg-Pakts deutlich hinaus, indem in Art. 2 Nr. 4 der Charta ein allgemeines Gewaltverbot ausgesprochen wird. Nicht nur Krieg ist völkerrechtswidrig, sondern jede Gewaltanwendung in den internationalen Beziehungen. Am 1. Januar 1942 unterzeichneten 26 Staaten – angeführt von Großbritannien, der Sowjetunion und den USA – in Washington die Erklärung Vereinter Nationen. Die dann schließlich zur Institution der Organisation der Vereinten Nationen (OVN, häufig nur Vereinte Nationen, kurz VN; englisch United Nations, kurz UN), auch UNO benannt, der Nachfolge-Institution des Völkerbundes führten...

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Hier eine Liste weiterführender und inspirierender Literatur:
 
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.
Mann, Thomas: "Mario und der Zauberer." Berlin. 1930.

Stern, Fritz: "The politics of Cultural Despair". 1961. Berkeley. - "Der Kulturpessimismus als Politische Gefahr". Stuttgart. 1961.

Jünger, Friedrich Georg: "Die Perfektion der Technik. Maschine und Eigentum." (1939) Frankfurt am Main. 1946.

Emil Sinclair (Hesse, Hermann.): "Demian. Die Geschichte einer Jugend." Berlin. 1919.

Jünger, Ernst: "Auf den Marmorklippen." Hamburg. 1939/1941. "Der Waldgang". Frankfurt am Main. 1951. - "An der Zeitmauer." Stuttgart. 1959. - "Der Weltstaat." Gütersloh. 1960.

Guardini, Romano: "Comer Briefe. Die Technik und der Mensch." 1927. 2. Aufl. Mainz. 1963. - "Rainer Maria Rilkes Deutung des Daseins". München. 1953. - "Die Waage des Daseins. Rede zum Gedächtnis von Sophie Scholl und Hans Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Kurt Huber." Tübingen / Stuttgart 1946. - "Der Mensch und der Glaube. Versuch über die religiöse Existenz in Dostojewskis großen Romanen." Leipzig. 1933

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